Zölis zum Essen einladen: Fünf einfache Tipps für Gastgeber*innen
Menschen im Umfeld von Zöliakie-Betroffenen aufgepasst. Denn hier geht es um euch. Ihr habt Zölis oder andere mit Glutenunverträglichkeit zum Essen zu euch eingeladen und wisst nun nicht, worauf ihr achten müsst? Es ist mal wieder Zeit für eine kleine Liste – mit Tipps, wie ihr so eine Einladung für euch und eure Gäste möglichst einfach und stressfrei gestalten könnt.
Ein netter Abend mit Freund*innen oder Familie – mit gutem Essen und schönen Gesprächen, was gibt es besseres? Wenn in so einer Runde jemand dabei ist, der kein Gluten verträgt, ist das für die Gastgebenden oft mit vielen Fragen verbunden – und für die Eingeladenen auch immer wieder mit Sorgen.
Das ist auch in einer kleinen Umfrage deutlich geworden, die ich vor einer Weile über Instagram gestartet habe. Natürlich erwartet niemand, dass sich jede*r Gastgeber*in eingehend über die Erkrankung informiert. Viele wünschen sich aber mehr Offenheit, Akzeptanz und ehrliches Interesse.
Für den Einstieg ins Thema hier also ein kurzer Überblick und ein paar Tipps, worauf ihr achten könnt, wenn ihr eine*n Zöli zum Essen eingeladen habt.
Inhalt
Tipp 1: Zeigt echtes Interesse
Wie gerade schon beschrieben: Für viele Menschen mit Zöliakie kann so eine Einladung auch mit Sorgen oder Ängsten verbunden sein. Klappt das alles? Habe ich deutlich genug gemacht, was ich essen kann und was nicht? Wird es mir nach der Einladung schlecht gehen?
Da kann es helfen, sich rechtzeitig abzusprechen. Nehmt Kontakt zu der Person auf und fragt direkt, worauf ihr achten müsst. Auch wenn es prinzipiell Dinge gibt, die für alle Zölis tabu sind, kann es bei anderen Lebensmitteln sein, dass der eine sie gut verträgt und die andere nicht. Menschen sind individuell – und so ist das auch mit Ernährung und Verträglichkeit gewisser Speisen. Eine gute Absprache und ehrliches Interesse an den Bedürfnissen eures Gastes können diesem auch ein Gefühl von Sicherheit geben.
Denn für die, die eingeladen werden ist es nicht gerade schön, bei Freunden oder Familie anzukommen und festzustellen, dass sie nichts von dem was die vorbereitet haben, essen können. Und es ist auch kein gutes Gefühl, befürchten zu müssen, nach dem Besuch Bauchschmerzen oder andere gesundheitliche Probleme zu bekommen werden.
Tipp 2: Nehmt euer Gegenüber ernst
Eigentlich sollte das ja selbstverständlich sein. Erzählungen und Erfahrungen aus meinem Umfeld und auch die Instagram-Umfrage haben aber gezeigt, dass es das nicht ist. Zumindest nicht immer. Demnach hören viele immer wieder Aussagen wie: „Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen?“ oder „die eine Scheibe Brot“ oder „der eine Löffel Mehl in der Soße“ seien doch sicher kein Problem.
Doch! Das sind sie!
Wenn ihr Lust habt, euch näher mit der Erkrankung zu befassen, könnt ihr überall nachlesen, wie schädlich schon kleinste Mengen Gluten für Zöliakiebetroffene sind. Wenn ihr keine Lust habt, euch näher damit zu beschäftigen: Glaubt doch einfach der Person, die euch gegenüber sitzt und euch das erklärt. Sie wird wohl wissen, wie ihr Körper reagiert. Und sie sagt euch das sicher nicht, weil es ihr Spaß macht, dass für sie mehr Aufwand betrieben werden muss oder ihr Umstände habt. Die meisten würden wohl liebend gern mal eine Ausnahme machen und die eine Scheibe Brot essen.
Klar, so eine Unverträglichkeit nervt – im Zweifelsfall die Betroffenen aber ein ganzes Stück mehr als euch Gastgeber*innen. Diskutieren und rechtfertigen macht es nicht weniger nervig. Es sorgt vielleicht eher dafür, dass sich euer Gast weniger wohl fühlt.
Tipp 3: Versucht, ein zöliakiefreundliches Essen zu planen
Auf jemanden mit einer Unverträglichkeit Rücksicht zu nehmen, muss nicht mit großem Aufwand verbunden sein. Denn es gibt eine große Menge Speisen, die auch für Zölis kein Problem sind.
Faustregel für alle, die sich noch nie mit Gluten(unverträglichkeit) beschäftigt haben:
- Alles was mit Getreide zu tun hat, ist wahrscheinlich ein Problem. Also alles mit Mehl, Teig, Pannade etc.
- Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Milchprodukte sind in der Regel kein Problem – zumindest, was das Gluten betrifft.
- Bei Fertig-Tütchen und Gewürzmischungen grundsätzlich vorsichtig sein.
Zusammengefasst: Beim Grillabend ist für Zölis der Nudelsalat und das Baguette mit Kräuterbutter das Kernproblem. Andere Salate – Tomate-Mozzarella, Kartoffelsalat, grüner Salat – sind wahrscheinlich unproblematisch. Doch auch hier gilt, am besten direkt abklären. Gerade, wenn ihr unsicher seid. Macht ja in der Regel auch nicht so viel Mühe und kann doofe Situationen vermeiden.
Doch auch wenn ihr ein bestimmtes, glutenhaltiges Gericht im Kopf habt, lässt sich das oft ganz einfach abwandeln. Glutenfreie Nudeln zum Beispiel gibt es mittlerweile sogar beim Discounter. Auch Brot oder Baguette findet man in den meisten Supermärkten. Glutenfreies Mehl schmeckt im Prinzip so wie normales und kann etwa bei einer Mehlschwitze den Löffel Mehl ganz einfach ersetzen – ohne viel Vorwissen. Beim Kauf einfach auf die durchgestrichene Ähre achten.
Tipp 4: Passt bei der Zubereitung gut auf
Solltet ihr euch dafür entschieden haben, für eure Glutenfrei-Gäste glutenfrei zu kochen, gibt es beim Kochen ein paar Dinge zu beachten. Wie oben schon angedeutet, kann schon eine klitzekleine Menge Gluten für Zölis zum echten Problem werden. Daher sollte jede*r, der parallel glutenhaltig und glutenfrei kocht, genau aufpassen, dass beides nicht miteinander in Berührung kommt. Kocht ihr etwa Nudeln, solltet ihr die glutenfreien entweder zuerst kochen oder beide Varianten in getrennten Töpfen.
Auch solltet ihr noch mehr auf die Sauberkeit in eurer Küche achten als ihr das wahrscheinlich von selbst schon tut. Am besten alles, womit das Essen für Glutenfrei-Esser*innen in Berührung kommt, nochmal bewusst abspülen. Arbeitsfläche von Krümeln befreien – besser nicht den Toaster und nicht unbedingt ein Handrührgerät verwenden. In dessen Getriebe versteckt sich gerne mal der Mehlstaub der letzten Jahre.
Das klingt vielleicht ein bisschen kompliziert, ist aber wirklich wichtig. Könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie schwierig es für die Betroffenen sein kann, all das von einem Gastgebenden einzufordern?
Tipp 5: Bezieht euren Gast mit ein
Ihr werdet es schon bemerkt haben: Planung und Kommunikation ist der Schlüssel! Eure Zöli-Gäste müssen sich schon seit ihrer Diagnose eingehend mit ihrer Unverträglichkeit beschäftigen – keiner erwartet, dass ihr das in der Vorbereitung für einen netten Abend unter Freunden alles nachholt. Deshalb ist es absolut kein Problem, sich Rat bei seinen Gästen zu holen.
Was auch bei meiner Umfrage auf Instagram deutlich wurde: Viele stört es noch nicht mal, wenn sie von ihren Gastgeber*innen gebeten werden das ein oder andere selbst mitzubringen. Wie etwa das Brot zum Grillabend. Einige haben in der Umfrage angegeben, dass sie gar nicht wollen, dass sich zu viele Umstände gemacht werden. Die Erfahrung habe ich auch gemacht – gerade wenn es nur um ein Element geht, das man selbst beisteuert. Zudem gibt es gerade beim Brot viele verschiedene glutenfreie Sorten, die sehr unterschiedlich schmecken und ich finde es vollkommen ok, einfach selbst die Sorte mitzubringen, die mir am besten schmeckt.
Für die meisten, die so eine heftige Unverträglichkeit wie Zöliakie haben, ist es wichtig, dass sie sich ernst genommen fühlen und dass ihr Gegenüber versteht, wie wichtig bestimmte Regeln in ihrer Ernährung sind. Auf so viele Lebensmittel verzichten zu müssen ist manchmal nicht einfach – sich anderen gegenüber immer wieder erklären oder Dinge einfordern zu müssen, macht es nicht gerade leichter. Vor allem, weil sie sich ihre Erkrankung natürlich nicht ausgesucht haben und dementsprechend auch nicht selbst entscheiden können, wie pingelig und genau sie sein müssen.
Versucht doch, es ihnen ein bisschen leichter zu machen…